Ich sah einen kleinen weißen Plastikbecher der leicht nach rechts geneigt in der Luft stand. Über dem Becher in einem eleganten Bogen der Wein. Gefroren stand er in der Luft. Er beschrieb eine Krümmung nach rechts, am Oberrand ausgefranst, wie die Borte eines alten Teppichs, der Unterrand leicht verdickt.
Es war vollkommen still.
Ich sah vor mir die Köpfe der anderen Menschen. Ganz vorne stand jemand in der Luft, mit gebeugtem Rücken und riesigen Augen. Die Hände an einem Metallkasten festgekrallt.
Kein Laut.
Eben noch hatte es ganz furchtbar gekracht. Jetzt schien die Zeit still zu stehen.
Plötzlich kam alles wieder in Bewegung. Der Wein verflüssigte sich und klatschte gegen die Wand. Der Becher fiel zu Boden. Die Köpfe der Leute verschwanden wieder hinter den Rückenlehnen und die Stewardess fiel wieder auf die Füsse, federte in den Knien, dass sie fast mit dem Kinn dagegen schlug und die Stille war vorbei.
Was danach kam, stand in so einem krassen Kontrast zu der eigenartigen Stille, die noch vor einer Sekunde geherrscht hatte, dass das fast der noch grössere Schock war. Ein einziger Schrei. Viel höher als ich erwartet hätte – so als wenn nur Frauen an Bord wären.
Meine Begleiterin, mit der ich mich die letzten zwei Wochen in Südafrika fast nur noch gestritten hatte, ergriff meine Hände und starrte mich derart mitleiderregend hilfesuchend an, dass ich heute lachen muss, wenn ich daran denke.
Die ganze Ernsthaftigkeit mir der wir unsere Streitigkeiten in den letzten Tagen vor dem Rückflug ausgetragen hatten…
Wir dachten wir sterben.
Sonst nichts.
Später kam der Pilot rum und erzählte allen, dass das nur ein Luftloch gewesen sei und wir gerne ins Cockpit kommen könnten, um uns zu versichern, dass alles in Ordnung sei.
Aber da habe ich schon wieder geschlafen.