Das King Edward VIII Krankenhaus liegt in der Sydneyroad im westlichen Stadtzentrum von Durban. Im Gegensatz zum Wentworthkrankenhaus versorgt es auch Akutpatienten. Die erste Anlaufstelle für Patienten ist die „Casualty“, eine Art Notaufnahme in der Vorsortiert wird, wer zum Beispiel an die HNO- (ENT) Abteilung weitergeleitet und wer vor Ort chirurgisch behandelt oder aufgenommen wird.
Die Ärzte der Casualty sind zum Teil Chirurgen, die als „Medical Officer“ tätig sind, zum Teil aber auch Ärzte anderer Fachrichtungen, die drei Monate in der Casualty tätig sein müssen.
Patienten, die in der Casualty von einem Arzt gesehen werden wollen, müssen als erstes 37 Rand Gebühren zahlen. Da die meisten der Patienten sehr arm sind – diejenigen, die es sich leisten können, gehen in die privaten Krankenhäuser – führt dies dazu, dass es manchmal Tage oder Wochen dauert, bis sie in die Notaufnahme kommen. Auch sind die Anreisewege für viele sehr weit.
Für uns als PJ-Studenten bedeutet das mal wieder, dass wir Sachen zu sehen bekommen, die bei uns in Deutschland so nicht, oder nur sehr selten vorkommen. Dass Patienten mit gebrochenem Bein oder großen Kopfplatzwunden erst nach zwei Tagen von einem Arzt gesehen werden, wäre bei uns nicht denkbar. Die Zahl der Abszesse, die wir gesehen haben, und die Ausmasse, die diese annehmen können, war für mich vorher nicht vorstellbar.
Die eigentliche Casualty ist eine Art Durchgangs- und Warteraum, in dem hinter drei Vorhängen die Untersuchungen und Behandlungen durchgeführt werden. An diesen Raum schließt sich der „Resuscitation-Room“ an, in dem die schwerer Verletzten behandelt oder auch wiederbelebt werden. Auch wird hier ein Großteil der Abszess-Spaltungen durchgeführt.
Unsere Aufgabe war es, uns einen Patienten nehmen, die Anamnese und den Befund aufzunehmen und den Patienten dann mit einer Diagnose und einem Behandlungsvorschlag einem der Casualty-Doctors vorzustellen. Die Patienten waren fast ausschliesslich Schwarze. Die meisten von ihnen sprachen kein Englisch, so dass eine der Schwestern zum Übersetzen dabei bleiben mußte. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, die meist damit zu tun hatten, dass wir die in der englischsprachigen Medizin gebräuchlichen Kürzel nicht kannten, ging das überraschend gut.
Hin und wieder sahen wir im resussication-room zufällig einen Patienten liegen, der etwas schwerer krank oder verletzt war. Wie die jeweils dahin gekommen sind, haben wir nie ganz verstanden. Auf jeden Fall ganz unspektakulär. Hier wurde den Patienten dann erst einmal die Kleidung ausgezogen und die Basisversorgung, wie legen von Zugängen, Sauerstoff-Insufflation und sterile Verbände, durchgeführt.