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PJ in Südafrika – erste Eindrücke

Das erste, was wir von Durban zu sehen bekamen war die Papierfabrik. Offenbar hat diese irgend eine wichtige Funktion in der Gegend, jedenfalls war sie das Einzige, auf das wir während der Fahrt vom Flughafen zum Hospital hingewiesen wurden. Wir warten immer noch auf den Moment, wo sich dieses Wissen auszahlt.

Das Wentworth Hospital
Das Wentworth Hospital

Im Krankenhaus fielen Doris und mir erst einmal die Kinnladen runter. Wir dachten, wir wären in einem Dschungelhospital im Kenianischen Urwald gelandet. Pavillons aus den fünfziger Jahren mit genau der damals angeschafften Originalausrüstung waren das Erste, was Eindruck auf uns machte. Wenn wir damals schon die Affen gesehen hätten, die überall auf dem Krankenhausgelände hausen, dann wären wir wahrscheinlich vollkommen vom Glauben abgefallen.

Die erste Unterkunft
Die erste Unterkunft

Das Hotel, in das wir verwiesen wurden hat uns dann aber alle vorherigen Eindrücke vergessen lassen (sogar die Papierfabrik). Wer den Film „Barton Fink“ kennt, der kann sich vorstellen, wovon ich rede. Dieses Haus hatte offenbar schon bessere Zeiten erlebt. Wie wir später erfuhren, war es wohl vor der Wende (Gemeint ist hier natürlich die politische Wende in Südafrika, die im Jahre 1990 mit der Freilassung Nelson Mandelas begann) ein recht nobles, nur Weissen vorbehaltenes Hotel, das in den letzten zehn Jahren angefangen hat, mächtig abzublättern.

Als nächstes machten wir uns auf in die Stadt. Wentworth und auch das Hotel liegen in einem Stadtteil von Durban, der „Bluff“ genannt wir und ca. 15 km von der Innenstadt entfernt liegt. Der Hotelmensch sagte uns wir müssten uns nur an die Bushaltestelle stellen und auf den Bus warten. Sollte uns das zu lange dauern, dann müssten wir nur den Finger heben, wenn ein Taxi vorbei kommt.

Bushaltestelle in Durban - ohne erkennbare Funktion
Bushaltestelle in Durban – ohne erkennbare Funktion

Das haben wir dann auch versucht. Erst haben wir auf den Bus gewartet, dann haben wir keine Lust mehr gehabt, weil nach einer Stunde immer noch keiner da war und dann haben wir auf ein Taxi gewartet, um den Finger zu heben. Leider fahren in Wentworth keine Taxis. Also haben wir uns zu Fuß auf den Weg in die Stadt gemacht, davon ausgehend, dass schon irgend wann ein Bus oder ein Taxi vorbei kommen würden. Offenbar haben wir auf unserer Wanderung einen so erbärmlichen Eindruck gemacht, dass schon bald ein Wagen mit einem Ehepaar anhielt und uns fragte, ob sie uns irgend wo hin mitnehmen könnten. Da der eben erwähnte Eindruck nicht täuschte, haben wir gerne und schnell die Sicherheitsregel Nr. 2 über den Haufen geworfen und sind eingestiegen.

In der Innenstadt haben wir das erste mal die Füße in den indischen Ozean gehalten. Durban hat mehrere Strände mitten in der Stadt, die sich auf einer ca. 6km langen „golden mile“ aneinander grenzend erstrecken. Leider wird man auch hier gleich wieder davor gewarnt sich zu bestimmten Zeiten dort aufzuhalten.

Operation Theater 1
Operation Theater 1

Wir warfen einen Blick ins Addington-Hospital, das mitten in der Stadt ebenfalls nahe am Strand liegt. Wachmänner an jeder Tür machten es schwierig unsere Neugier zu befriedigen, also gingen wir dazu über ein konkretes Anliegen zu haben: Wir wollten erfahren, ob und wenn ja, wo noch andere deutsche Studenten ihren Dienst versehen. Nach einer Reise quer durchs ganze Haus, bei der ein Wachmann nicht von unserer Seiten wich, trafen wir auf eine Dame, die für die Studenten zuständig ist und sich unserer Sache annahm. „Sich unserer Sache annehmen“ bedeutet hier immer erst einmal den Telefonhörer abzunehmen und Gott und die Welt anzurufen. Was wir hier lernten war, dass man die Bitte, sich doch hinzusetzen, unbedingt annehmen sollte, weil solche Geschichten im Schnitt eine Stunde dauern. Nach besagter Stunde hatten wir nicht nur die Namen einiger Studenten in der Tasche, sondern auch Telefonnummern und Adressen verschiedener Unterkünfte, die auf jeden Fall besser und billiger sein sollten als unser schönes „Wentworth Hotel“.

Affe beim Frühstück - noch ist das Ei da
Affe beim Frühstück – noch ist das Ei da

Wieder nutzten wir die erste Gelegenheit zum Absprung und nahmen die ersten Zimmer, die uns angeboten wurden. 100 Rand pro Person und Nacht im Untergeschoss eines Hauses mit tollem Meerblick und Swimmingpool. Dazu gratis Affen, die einem beim Frühstück gerne mal das Frühstücksei klauen.

Blick aus meinem Zimmer
Blick aus meinem Zimmer

So schön das da war, so teuer war es aber auch. Also zogen wir in die „Doctors Quarters“ innerhalb des Krankenhausgeländes ein. 160 Rand für sechs Wochen (insgesamt!). Billig!! Sehr billig!!! Um nicht zu sagen: Verdächtig billig! Ich fange inzwischen an, den Kakerlaken Namen zu geben. Das macht sie irgendwie erträglicher.

Um es kurz zu machen: Wir suchen schon wieder was neues. Wir haben gesehen, wie man hier auch wohnen kann. Mit Swimmingpool und Haushälterin für 800 Rand im Monat.

[Originalbeitrag vom 27. Januar 2001]

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